Vor einem brauen Hintergrund ist ein Bett gemalt. Darunter steht das Zitat: "Ja, sag ich. Ich habe Angst."

James Bond

Er trägt einen schwarzen Anzug, ein weißes Hemd und eine Pistole. Wenn ich ganz leise bin, höre ich ihn atmen. Irgendwann ist er aufgetaucht und jetzt liegt er dort, unter meinem Bett. Jeden Abend. Und atmet.

Meine Mutter kennt seinen Namen. Sie sagt: Ich weiß, wer das ist. Das ist James Bond. Und dein Vater ist schuld, dass er dort liegt.

Was sie meint, ist ein leises Aufwachen am Abend, ein Schritt, ein Blick ins Wohnzimmer, ein paar heimliche, heimelige Minuten mit dem Vater vorm schwarzweißen Fernseh-Geflimmer. Sie hatten gestritten deswegen.

Ja, sage ich, vielleicht, bestimmt hast du Recht. Aber weißt du, denke ich und sage es nicht, Das. Hilft. Mir. Nicht. Es ist ihm ja ganz egal, dass ich weiß, wer er ist.

Und dann sagt meine Mutter: Jetzt hör mir mal zu, ich sag dir jetzt noch was, da ist niemand, ganz und gar keiner, da ist nur der Teppich und Flusen und vielleicht noch ein Buch, ein Strumpf, aber wirklich, ich sag´s dir, du kannst es mir glauben: James. Bond. Ist. Da. Nicht. Sie liest mir ein Buch vor und sagt gute Nacht und dann geht sie und ich bin allein mit dem Mann unterm Bett.

Am nächsten Abend ist es das Gleiche.

Und ich, ich mache das Licht wieder an und lese, weil ich schon lesen kann, und versenke mein Denken in die Geschichte, weil ich dann das Atmen nicht mehr höre. Irgendwann. Schlafe ich ein.

Am nächsten Abend ist es das Gleiche.

Und dann, dann kommt eines Tages mein Vater. Mein Vater kommt selten und noch seltener bleibt er bis abends und bringt mich ins Bett, nie ist er der, der die Decke feststeckt. Aber jetzt. Jetzt ist er da. Und ich, ich sage zu ihm, leise: Da ist einer, da unter dem Bett.

Und mein Vater sagt: Hast du Angst? Ja, sag ich. Ich habe Angst.

Tja, meine Liebe, sagt mein Vater und er senkt die Stimme nicht. Ich fürchte, ich kann dir nicht helfen.

Die Angst wird noch größer und größer und riesengroß und so schwer, dass ich kaum atmen kann. Ich schaue ihn an.

Mein Vater spricht weiter: Meine Liebe, es wird dir nichts und überhaupt, ganz und gar, einfach mal nichts, nullkommanull wird es dir bringen, wenn ich dir hundertzehntausend Mal sage, dass da niemand ist – du wirst es nicht glauben. Also steh noch mal auf, nimm meine Hand und: Guck. Selber. Nach.

Guck selber nach. Halt meine Hand. Und guck nach.