Zwangsarbeit, das gab es auch in Hildesheim. In unserem Theaterworkshop können Schüler*innen durch aktive Auseinandersetzung mit dokumentarischem Material eigene Zugänge entwickeln. Das Ziel: Die Geschichte des Nationalsozialismus lebendig erfahren, damit eine empathische Erinnerungskultur möglich wird. Schließlich kreuzen die historischen Spuren der Zwangsarbeit in Hildesheim jeden Tag unsere Wege …

Vom Volksfestplatz bis zum Hildesheimer Marktplatz: Viele Orte in Hildesheim, die Jugendliche aus ihrem Alltag kennen, sind mit Zwangsarbeit verknüpft. Auf dem Volksfestplatz wurde während des Nationalsozialismus‘ ein großes Arbeitslager errichtet, auf dem Marktplatz wurden ausländische Zwangsarbeiter*innen gehängt. Noch im Frühjahr 1945, in den letzten Tagen des Krieges. Diese Schnittpunkte der Geschichte des Nationalsozialismus mit unseren alltäglichen Wegen ermöglichen einen sinnlichen Zugang.

Dokumentarisches Material aktiv erarbeiten

Schüler*innen können sich in unserem Theaterworkshop aktiv mit dem Schicksal der Zwangsarbeiter*innen auseinandersetzen. Mit Theater kann dokumentarisches Material ästhetisch gestaltet werden, Schüler*innen können ganz unterschiedliche Kenntnisse und Fähigkeiten einbringen und sich spielerisch dem Thema annähern. Eigene Texte können dabei entstehen, es kann mit choreografierten Bewegungen,  Standbildern oder chorischem Sprechen gearbeitet werden, aber auch mit klanglich-sinnlichen Aspekten, etwa dem Rhythmus einer Fabrik.

Vor allem aber stellt unser Workshop Bezüge zum alltäglichen Leben und Erleben der Jugendlichen dar. Wer schon einmal über den Marktplatz zum Bürgeramt gegangen oder auf dem Volksfestplatz Karussell gefahren ist, dem werden die Geschichten der Zwangsarbeiter*innen näher gehen.

 Ein dunkles Kapitel der Stadtgeschichte beleuchten

Das Schicksal der Zwangsarbeiter*innen in der Region Hildesheim ist ein dunkles Kapitel der Stadtgeschichte. Obwohl Zwangsarbeit bei den Nürnberger Prozessen als Verbrechen gegen die Menschlichkeit eingestuft wurde, wurden in Deutschland die Verantwortlichen kaum zur Rechenschaft gezogen. Viele Jahrzehnte wurde in der Bundesrepublik Deutschland nicht über die Zwangsarbeit in den Kriegsjahren gesprochen.

Erst seit den 80er Jahren des 20. Jahrhunderts begann eine intensivere Beschäftigung mit dem Thema in Hildesheim. 2007 fand eine Aufarbeitung der Zwangsarbeit im Nationalsozialismus bei den Robert-Bosch-Werken statt. Die Berliner Geschichts-werkstatt interviewte dafür einige noch lebende, ehemalige Zwangsarbeiter*innen. Darüber hinaus arbeitet die regionale Initiative „Vernetztes Erinnern“ auf ihrer Website und in verschiedenen Publikationen die Verbindungen vieler Orte in der Region Hildesheim mit der Geschichte des Nationalsozialismus heraus. Unser Workshop stützt sich u.a. auf diese gut fundierten Quellen.

Eine empathische Erinnerungskultur ermöglichen

Heute, 74 Jahre nach Kriegsende, mehren sich Stimmen, die sich gegen eine Erinnerungskultur in Hinblick auf die Verbrechen des Nationalsozialismus einsetzen. Wenn Schüler*innen sich in Schreibaufgaben mit dem Schicksal der Zwangsarbeiter*innen beschäftigen, dann kann das Faktenwissen, das im Geschichtsunterricht vermittelt wird, emotional durchgespielt und mit persönlichen Erfahrungen verknüpft werden. „Was hätte ich gemacht?“ Es ist nicht zuletzt diese  Möglichkeit, sich in historische Quellen und Stimmen einzufühlen, die Theaterspielen eröffnen kann. So wird eine empathische Erinnerungskultur ermöglicht.

Der Workshop wurde in Anlehnung an ein Theaterprojekt entwickelt, das vom TPZ in Kooperation mit der Robert-Bosch-Gesamtschule im Schuljahr 2018/19 durchgeführt wurde. Hier finden Sie die Dokumentation des Theaterprojekts: Vergessen-Dokumentation-2020-02-14b

 

Geeignet für: Klasse 9-13

Durchführende: zwei Theaterpädagog*innen

Dauer: 240 Minuten

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